Das schnelle Eintauchen einer erhitzten Katana-Klinge in eine Mischung aus Lehm und Kohle an der Mune und der Shinogi-ji (Klingenflanke) hinterlässt eine Spur, die der Schneide der Klinge folgt und Härtelinie (Hamon) genannt wird.
Durch diese Härtung wird die Schneide gehärtet, sodass sie besonders scharf wird. Die verschiedenen Schmiedeschulen verwenden typische Hamon, indem sie mit Ton das gewünschte Muster zeichnen.
Wie erscheint der Katana-Hamon?
Hamon entsteht durch einen Temperaturschock während der partiellen/selektiven Härtung. Das Ziel der selektiven Härtung ist es, das Katana im unteren Bereich der Klinge entlang der Schneide (Hasaki oder Ha) zu härten. Durch das schnelle Abkühlen des Stahls wird dieser nämlich hart und scharf, aber auch brüchiger. Um also die Flexibilität zu erhalten und eine Klinge zu garantieren, die gleichzeitig sehr stark und scharf ist, wird Tonerde verwendet, um die Abkühlung des Stahls am Rücken und an der Flanke zu verlangsamen.
Diese Technik wird als selektives Abschrecken bezeichnet. Da Wasser ein besserer Wärmeleiter ist als die Tonschicht, kühlt die Unterseite der Klinge schlagartig ab, die Oberseite jedoch nicht, wodurch die Klinge ihre Flexibilität und ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber Belastungen und Stößen beibehält. Der Stahl besitzt somit zwei unterschiedliche Kristallstrukturen, deren Abgrenzung durch den Hamon markiert wird.
Was passiert chemisch während einer selektiven Abschreckung?
Der in der Klinge enthaltene Kohlenstoff (Austenit), der sich nicht in Zementit umwandelt, erstarrt zu Kristallen, die man Martensit nennt, und verändert so die Struktur des Kristallgitters. Martensit ist sehr hart, aber bei Belastung spröde. Die Hamon oder Härtungslinie markiert die Grenze zwischen dem unteren Teil der Klinge (martensitisches Netz) und dem oberen Teil, der weicher und geschmeidiger ist.
Wie wird ein Hamon hergestellt?
Der Hamon ist ein markantes Muster auf den Klingen japanischer Schwerter wie Katanas, aber auch Tantos und Wakizashi. Er ist das Ergebnis eines differenzierten Härteprozesses und grenzt das Yakiba, das Ergebnis der Härtung, ab. Hier sind die vier Hauptschritte zur Herstellung eines Hamon :
- Verputzen
- Abschrecken
- Polieren und sanftes Erhitzen
- Enthüllung des Hamons
Verputzen: Vor dem Härten wird eine dünne Schicht aus Ton, der meist mit Kohle und Siliziumdioxid oder Sand und Wasser gemischt wird, auf die Klinge aufgetragen. Diese Schicht wird so aufgetragen, dass ein Wärmekontrast zwischen dem mit Lehm bedeckten und dem unbedeckten Bereich entsteht. Die mit Ton bedeckten Bereiche kühlen beim Abschrecken langsamer ab, während die blanken Bereiche schnell abkühlen. Der Putz wird dann an der Luft oder sanft getrocknet, ohne dass er rissig wird.
Abschrecken (oder schnelles Abkühlen): Die Klinge wird auf eine hohe Temperatur erhitzt (sie hängt von der Stahlart ab) und dann schnell in eine Kühlflüssigkeit getaucht, normalerweise Wasser, Öl oder eine Salzlösung. Die mit Ton bedeckten Teile der Klinge kühlen langsamer ab, wodurch eine andere Kristallstruktur entsteht als bei den blanken Teilen. Dadurch entsteht eine deutliche Trennlinie zwischen den gehärteten und ungehärteten Bereichen, die Hamon genannt wird. In diesem Stadium ist sie jedoch nur wenig sichtbar.
Sanfte Erhitzung: Nach dem Härten wird die Klinge mehrmals auf eine niedrigere Temperatur als beim Härten erhitzt und wieder abgekühlt (ohne Wärmeschock). Dadurch wird die Klinge gestärkt und ihre Flexibilität verbessert, während das Hamon-Muster erhalten bleibt.
Enthüllung: Das Polieren der Klinge (Togi), gefolgt von den folgenden drei- bis viermaligen Wiederholungen, wird den Hamon vollständig enthüllen.
- Die Klinge eine Minute lang in Eisenperchlorid eintauchen.
- Schnell mit Wasser abspülen. Entfernen von Oxidationsrückständen mit Stahlwolle (oder einem sehr feinen Schleifmittel mit einer Körnung von 1000 oder mehr).
Schließlich muss die Klinge unbedingt gründlich mit Stahlwolle und Spülmittel gereinigt werden. Da dieses Mittel stark basisch ist, neutralisiert es die Restwirkung des Perchlorids auf dem Metall.
Formen von Hamon
Es gibt unzählige Formen von Hamon, die durch Härten erhalten werden. Kein Hamon gleicht dem anderen, da der Putz von Hand aufgetragen wird. Dennoch sind Muster, die durch das Aufbringen von Lehm entstanden sind, häufig anzutreffen. Die häufigsten sind:
- Suguha: Gerader Hamon, der parallel zur Klingenschneide verläuft.
- Notare Hamon: breiter Hamon in Form eines gleichmäßigen Schwalls.
- Midare Hamon: Linien mit unregelmäßigem Muster.
- Hitatsura: Unregelmäßiger Hamon mit Löchern.
- Choji: Hamon in Form einer Gewürznelke.
- Gunome: Kleine, unregelmäßige und eng beieinander liegende Wellen.
- Kanesada: Hügelformen.
Der Hamon kann auch mehr oder weniger ausgeprägt und milchig sein, je nachdem, ob sich entlang dieser Linie kleine Martensitkristalle ansammeln (nie (沸) oder nioi (匂い)). Als Nioi-deki bezeichnet man einen Hamon, der aus Nioi (feine Partikel, die bei niedrigeren Temperaturen gewonnen werden) besteht und eine milchige Spur bildet.
Was ist ein falscher Hamon?
Durch die Verwendung von Säure oder auch durch Schleifen kann ein falscher Hamon hergestellt werden.
Katanas aus rostfreiem Stahl haben zum Beispiel keinen Kohlenstoff und können daher nicht selektiv gehärtet werden. Ein falscher Hamon wird daher mit Säure gezeichnet oder geschliffen.